Die Reifen sind zwar bei weitem nicht die spannendsten Teile eines Autos, aber sie gehören zu den wichtigsten – ohne sie rollt nichts und sie entscheiden im Ernstfall über Leben und Tod. Deshalb ist es äußerst wichtig, dass du genau weißt, ob bei deinem Wagen die richtigen Reifen montiert sind.
Um sicherzustellen, dass du die passende Reifengröße, -breite und -art für dein Auto hast, musst du die Reifenbezeichnungen ablesen. Diese sind schwarz auf schwarz auf den Reifen gedruckt und sind für die meisten von uns, die sich nur zweimal im Jahr beim saisonalen Reifenwechsel mit den Rädern unserer Autos beschäftigen, ein einziges Zahlen- und Buchstabenwirrwarr. Die Tatsache, dass die Reifenangaben zusätzlich auch noch in den verschiedensten Einheiten gemacht werden, macht das Ganze nicht gerade leichter.
Doch eigentlich ist das Lesen der Reifenkennzeichnungen gar nicht so schwer. Man muss nur ein bisschen Hintergrundwissen und Geduld mitbringen. Wir erklären im Artikel die Bedeutungen hinter den Bezeichnungen, damit du im Nu deine Reifengröße und -breite richtig ablesen kannst und somit sichergehst, dass du die passenden Reifen für dein Auto hast.
Als erstes stellt sich die vielleicht offensichtlichste Frage: Wo finde ich denn überhaupt die Reifenkennzeichnungen? Die Antwort: Entweder in der Reifenflanke deines Reifens oder in dem Fahrzeugschein deines Wagens.
Wenn du die Seitenwand deines Reifens betrachtest, dann siehst du dort so einiges an Buchstaben, Logos und Ziffern, die in den Gummi einvulkanisiert wurden. Das alles mag auf den ersten Blick noch sehr verwirrend aussehen, doch wir erklären dir im Folgenden Abschnitt, was genau die ganzen Ziffern bedeuten.
In deinem Fahrzeugschein findest du, welche Reifengröße und -art für deinen Wagen zulässig ist. Wurde dein Auto vor Oktober 2005 zugelassen, dann solltest du einen alten Fahrzeugschein haben. Dort findest du die Reifenangaben unter den Ziffern 20-23 sowie unter Bemerkungen Ziffer 33.
Wurde dein Fahrzeug nach 2005 zugelassen, dann ist die Kennzeichnung in deiner Zulassungsbescheinigung Teil I unter dem Abschnitt 15.1-3 sowie den Ziffern 33 und 22 zu finden. Diese Reifenangaben verraten dir welche Reifendimensionen für dein Auto freigegeben sind.
Weitere Angaben über die Reifengröße kannst du außerdem im CoC-Dokument (Certificate of Conformity) deines Wagens unter den Ziffern 32 und 50 finden. Du besitzt kein CoC-Dokument oder hast es verloren? Kein Problem! Du kannst es ganz einfach auch nachträglich direkt beim Hersteller anfordern.
Die Reifenbezeichnungen zu finden, ist der wohl leichteste Teil der Aufgabe. Nun heißt es: Ziffern deuten! Zuerst schauen wir uns die Reifen-Spezifikation genauer an. Diese ist gemäß der EU-Vorschrift ECE-R 30 normiert und sollte vom Aufbau her wie folgt aussehen:
255/35 R 19 Y 96
Heruntergebrochen bedeuten die jeweiligen Ziffern folgendes:
255 – Dies ist die Reifenbreite in Millimeter an der breitesten Stelle des unbelasteten Reifens. Die Reifenbreite hier beträgt also 255 Millimeter. Die Breiten wachsen in 10-Millimeter-Schritten.
35 – Dieser Wert gibt das Verhältnis der Höhe zur Breite des Reifens in Prozent an. Hier beträgt die Höhe 35 Prozent der Reifenbreite, was im Beispiel rund 89 Millimetern entspricht. Wenn die Angabe der Reifenhöhe fehlt, dann ist das Verhältnis immer 80 Prozent.
R – Die Reifenbauart. Die heute gängige Bauart sind Radialreifen (abgekürzt auf „R“), deren Karkassfäden radial (im rechten Winkel zur Fahrtrichtung) verlaufen. Wenn es sich um die früher üblichen Diagonalreifen handelt, dann steht hier ein „D“. Es gibt außerdem noch die Bezeichnung „RF“ für sogenannte „Run-Flat-Reifen“. Diese Reifen haben eine selbsttragende, verstärkte Seitenwand, die dem Reifen Notlaufeigenschaften im Falle einer Panne geben. Wichtig: Es dürfen nur Reifen gleicher Bauart montiert sein, eine Mischung aus Radial- und Diagonalreifen, ist nicht erlaubt.
19 – Der Felgendurchmesser in Zoll, diagonal gemessen von Felge zu Felge oder mit anderen Worten: der Innendurchmesser des Reifens. Ein Zoll entspricht 25,4 Millimeter. Bei ganz neuen Reifen kann es aber auch vorkommen, dass der Durchmesser in Millimeter angeben wird.
Y – Dieser Buchstabe beschreibt den Geschwindigkeitsindex, sprich die maximal zulässige Fahrgeschwindigkeit des Reifens (siehe die Tabelle unten für mehr Informationen). Mit einem Y Reifen kannst du dementsprechend mit einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h fahren - womit dieser Reifen offensichtlich für Supersportwagen gedacht ist.
96 – Dies ist der Tragfähigkeitsindex, bzw. der Load Index (LI), der die maximal zulässige Last des Reifens (siehe die Tabelle unten für mehr Informationen) wiedergibt. Die Zahl 96 entspricht somit eine Tragfähigkeit von 710 Kilogramm. In deinem Fahrzeugschein siehst du welchen Load Index deine Reifen haben sollten, höhere LI-Werte sind hierbei auch erlaubt.
Ebenso wichtig wie die Reifen-Spezifikation, ist die sogenannte „DOT-Nummer“, die sich ebenfalls auf der Reifenflanke befinden sollte. Das DOT steht für das ”Department of Transport” und stammt aus einer von der US-amerikanischen Regierung 1980 angeordneten Maßnahme, um das Alter der Reifen zu kennzeichnen.
Die letzten vier Zahlen am Ende der DOT-Kennung sind hier besonders wichtig. Diese verraten dir die Produktionswoche und das Produktionsjahr des Reifens. Wenn dein Reifen also die DOT-Nummer DOT 2219 trägt, dann wurde dein Reifen in der 22. Woche des Jahres 2019 produziert.
Das Alter der Reifen ist wichtig, denn Reifen sollten regelmäßig gewechselt werden, da der Gummi über die Jahre hinweg altert und rissig und spröde wird, was die Reifen zum Sicherheitsrisiko macht.
Wenn du mehr über Thema erfahren willst, findest du in unserem Artikel über die Haltbarkeit von Reifen weitere nützliche Infos!
E Prüfzeichen
Seit Oktober 1998 dürfen nur vollständig aus Neumaterialen gefertigte Reifen verkauft werden, die der europäischen ECE-R 30 Norm entsprechen. Das entsprechende „ECE-Prüfzeichen“ wird entweder als „E“ oder „e“ in einem kleinen, runden Fenster dargestellt, gefolgt von der Länderkennziffer des Landes, in dem das Reifenmodell zugelassen wurde.
Die deutsche Länderkennziffer lässt sich leicht merken, sie ist die Nummer „1“. Diese Kennzeichnung ist seit dem 01.10.98 in Europa Pflicht. Solltest du Reifen montiert haben, die dieses Prüfzeichen nicht aufweisen, dann würde das im Rahmen der Hauptuntersuchung (TÜV) als „schwerer Mangel“ am Fahrzeug gelten und dein Auto würde durchfallen.
OE-Zeichen
Das "OE" im OE-Zeichen steht für „Original Equipment“ und bedeutet, dass die Reifen genauen Autoherstellerangaben entsprechen und von den Herstellern für ein bestimmtes Automodell entwickelt wurden. Viele Fahrzeughersteller haben deshalb ein eigenes Kürzel mit dem sie ihre OE-Reifen kennzeichnen, die für die eigenen Modelle besonders empfohlen sind. Siehe hierfür die Tabelle unten.
Temporary use only (T)
Steht auf deinem Reifen ein T vor der Breitenangabe dann handelt es sich hierbei um ein Notrad. Das T steht nämlich für „Temporary use only“, was bedeutet, dass du das Rad nur kurzzeitig verwenden solltest, zum Beispiel, um nach einer Reifenpanne langsam mit maximal 80 km/h in eine Werkstadt zu fahren.
Winter- oder Sommerreifen?
Trägt dein Reifen die Kennzeichnung M+S und das Alpine-Symbol (siehe Bild), dann handelt es sich um einen Winterreifen. Das M+S steht nämlich für „Matsch und Schnee“. Auch Ganzjahresreifen können diese Kennung tragen. Seit dem 01.01.2018 sind allerdings nur noch Winterreifen erlaubt, die zusätzlich das Alpine-Symbol tragen. Das Symbol ist nämlich geschützt und schmückt nur Reifen, die in entsprechenden Tests im Vergleich zu einem Referenzreifen eine um mindestens sieben Prozent bessere Traktion auf Schnee und Eis erreichen. M+S Reifen, die vor diesem Datum hergestellt wurden, dürfen aber noch bis zum 30.09.2024 auf die Straßen.
Die Laufrichtung
Die meisten Reifen sollten zudem einen Laufrichtungspfeil aufweisen, der dir die Richtung anzeigt, in welcher du den Reifen montieren solltest. Hierbei musst du einfach nur darauf achten, dass die Pfeilspitze zur Fahrzeugfront hinzeigt. Das ist besonders bei Winterreifen sehr wichtig, da du sonnst mit Grip-Verlust und Bremswegverlängerung zu kämpfen haben könntest.
Tubeless
Ist dein Reifen mit dem Wort „Tubeless“ oder den Ziffern „TL“ gekennzeichnet, bedeutet das, dass es sich um einen schlauchlosen Reifen handelt. Diese dichten sich auf der Felge selbst ab, dank einer Gummischicht. Schlauchlose Reifen sind die heute gängige Reifenart.
Der TWI
Der Tread-Wear-Indicator (TWI), sprich die “Reifenverschleißanzeige”, bezeichnet Stellen, an denen du erkennen kannst, wann die Profilabnutzung deines Reifens so weit fortgeschritten ist, dass der Reifen laut Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) nicht mehr gefahren werden darf. Hierbei handelt es sich um kleine Stege, die genau 1,6 Millimeter hoch sind – die Mindestprofiltiefe, die ein Reifen haben muss. Ist das Reifenprofil so weit abgenutzt, dass es sich auf gleicher Höhe wie die Stege befindet, dann solltest du die Reifen dringendst austauschen.
Nun steht dir beim Ablesen deiner Reifenbezeichnungen nichts mehr im Weg! Falls du aber immer noch Bedenken haben solltest - oder doch lieber ganz auf Nummer sicher gehen willst -, dann lass dich am besten von einem Experten vor Ort beraten. Übrigens: Bei heycar findest du ausschließlich geprüfte Gebrauchtwagen von seriösen Händlern, die natürlich alle mit hochwertigen und sicheren Reifen ausgestattet sind. Schau dir das Angebot doch einfach mal an!
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