Schon auf dem Cover der Werbebroschüre vom Mitsubishi Space Star steht das Wort, das für Kleinwagen inflationär verwendet wird und bei uns in der Redaktion auf der schwarzen Liste steht: „City-Flitzer“.
Einerseits trifft dieser Ausdruck natürlich voll ins Schwarze. Durch ihre geringen Maße und bescheidene Motorisierung eignen sich Autos aus dem B-Segment besonders gut für die Stadt: Sie sind wendig, passen auch in kleine Parklücken und verbrauchen relativ wenig Kraftstoff. Andererseits wird man modernen Kleinwagen nicht gerecht, wenn man sie auf ihre Rolle als bessere Einkaufswagen reduziert.
Wir haben uns darum dafür entschieden, den Mitsubishi Space Star aus seinem angestammten Habitat zu entführen, und sind mit ihm über 2.000 Kilometer Autobahn und über Landstraßen in die Natur gefahren. Erfahre, wie der kleine Japaner bei diesem Härtetest abgeschnitten hat!
Der Space Star ist hierzulande das erfolgreichste Modell von Mitsubishi. Rund 21.000 Einheiten wurden bis dato verkauft, womit Deutschland der wichtigste europäische Markt für das Modell ist, das 2011 Premiere feierte und 2019 sein zweites Facelift erhielt. Die Wurzeln des Kleinwagens liegen übrigens nicht beim gleichnamigen Van, den Mitsubishi von 1998 bis 2005 baute, sondern sind beim 2012 eingestellten Colt zu suchen.
Für das neueste Facelift wurden vor allem optische Änderungen vorgenommen und die Technik aktualisiert, während man beim Antrieb bei den zwei zur Wahl stehenden Dreizylindermotoren mit 71 und 80 PS geblieben ist. Die markanteste Anpassung beim Design stellt die Neugestaltung der Front dar, wo sich nun auch das „Dynamic Shield“ genannte, neue Markengesicht von Mitsubishi findet, das man bereits von den anderen aktuellen Modellen wie dem Outlander oder dem ASX kennt.
Charakteristisch für dieses Design sind auffällige Chromspangen, die das Nummernschild einrahmen und der Front eine bullige Note verleihen, sowie eine in die Länge gezogene Motorhaube. Weitere Änderungen im Vergleich zum letzten Modell finden sich unter anderem am Heck, wo nun ein stärker konturierter Stoßfänger und ein integrierter Dachspoiler mit Bremsleuchte sitzen.
Insgesamt überzeugt das Aussehen des Space Stars, insbesondere in der von uns getesteten „TOP“-Version, die mit stark abgedunkelten Scheiben hinter der B-Säule, LED-Scheinwerfern, -Tagfahrlicht und -Rückleuchten sowie 15-Zoll-Leichtmetallfelgen kommt. Auch bei der Lackierung kann man Akzente setzen: Neben zwei Weißtönen sowie jeweils einem Schwarz-, Silber- und Grauton stehen dem Kunden die Farben Atoll-Blau, Bordeaux-Rot, Citrin-Gelb sowie Amarena-Rot zur Auswahl.
So, genug des Vorgeplänkels – kommen wir zum eigentlichen Test! Die erste Frage, die sich vor einer Reise in einem Kleinwagen stellt, ist natürlich die nach dem Stauraum. Mit gut 200 Litern Kofferraumvolumen bietet der Space Star nicht gerade viel Platz. Zum Urlaubsgefährt taugt er damit nicht wirklich – will man vorschnell urteilen. Womit man daneben liegt.
Denn wenn man die Sache genauer betrachtet, stellt man fest, dass der Platz vollkommen ausreichend ist, um genug Gepäck für eine längere Reise unterzubringen – zumindest, wenn man zu zweit unterwegs ist. Und bringt der Passagier auf der Rückbank ein wenig Leidensfähigkeit mit, können mit dem Space Star vermutlich sogar drei Personen in den Sommerurlaub fahren.
Denn schon der Platz im Kofferraum reicht ja für zwei mittelgroße Sporttaschen und einen Rucksack. Wer sich für die „TOP“-Version entscheidet, kann auch noch ein Fach im Boden für Kleinkram nutzen. Braucht man mehr Stauraum, lässt sich das Kofferraumvolumen durch Umklappen der Rücksitze auf etwa 900 Liter erweitern. Jetzt finden selbst Pärchen, die zum Camping fahren, genügend Platz. Und mit dem Fahrrad-Heckträger aus dem Zubehörkatalog können sie sogar noch ihre beiden Drahtesel mitnehmen.
Für Familien mit mehr als drei Köpfen wird die Kiste hingegen eng. Das ist klar. Aber die zählen eben auch nicht zur Zielgruppe. Wir können also festhalten: Der Stauraum ist trotz der geringen Außenmaße kein Problem.
Das Gepäck ist verladen, wir steigen ein. Auch vorne ist der Platz zwar nicht üppig, für Personen bis 1,90 Meter Körpergröße aber vollkommen ausreichend – auch nach oben hin. Die Sitze unseres Testwagens sind mit einer Kombination aus Kunstleder und einem karierten Stoff bezogen, der ein wenig an die Kultsitze in den GTI-Modellen von VW erinnert.
Nach einigen Stunden auf der Autobahn wird sich zeigen, dass die Sitze im Space Star gerade durch ihre Schlichtheit voll überzeugen. Mitsubishi hat nämlich darauf verzichtet, mit übertriebenen Wangen einen Seitenhalt zu schaffen, der bei so einem Modell überhaupt nicht notwendig ist. Dadurch entfällt der permanente, irgendwann schmerzende Druck auf Schultern und Oberschenkel, den man als große Person heutzutage in so vielen Modellen erleiden muss.
Auch insgesamt ist der Innenraum einfach, ja ein wenig schmucklos ausgefallen. Es gibt zwar hier und da Verkleidungen im Klavierlack, Carbon- und Chrom-Look, doch im Großen und Ganzen dominiert auch in der „TOP“-Version schwarzes Hartplastik. Immerhin gibt es ein Multifunktionslenkrad und einen Schaltknauf in Leder. Bei einem Neupreis von rund 17.000 Euro geht diese Beschränkung aufs Wesentliche aber voll in Ordnung und ist definitiv kein Kritikpunkt.
Sein Handy kann man in einem schlitzartigen Fach in der Mittelkonsole verstauen, das für so manches Gerät etwas zu klein ausfällt. Induktives Laden wird nicht geboten, aber es gibt einen USB-Anschluss sowie eine Bluetooth-Schnittstelle für Audio und Freisprecheinrichtung. Apple CarPlay und AndroidAuto werden ebenfalls unterstützt. Auch über digitalen Radioempfang kann man sich freuen. Für angenehme Temperaturen sorgen eine Klimaautomatik und eine zweistufige Sitzheizung.
Cup-Holder sind gleich drei vorhanden, zwei in der Mittelkonsole – wo man dann auch größere Handys unterbringen kann – und einen zwischen den Sitzen. Weitere Ablagemöglichkeiten finden sich in den Türen und über dem Handschuhfach.
Für unseren Test haben wir den Space Star mit 1,2-Liter-Motor und 5-Gang-Schaltgetriebe zur Verfügung gestellt bekommen, es gibt die Ausführungen mit dem größeren Motor jedoch auch mit CVT-Automatik. Der kleine Motor hat seine Eigenarten, was vor allem daran liegt, dass er keinen Turbolader hat. Seine maximale Leistung entfaltet er darum erst bei 6.000 Umdrehungen, das maximale Drehmoment von 106 Nm liegt erst bei 4.500 Touren an.
Mit anderen Worten: Um den ca. 950 Kilo schweren Kleinwagen auf Trab zu bringen, muss man die Gänge weit ausreizen und schaltfreudig fahren, was der Motor mit einem deutlichen, hellen Rattern quittiert. Richtet man sich nach der Schaltanzeige, ist man eher gemächlich unterwegs. Im Stadtverkehr schlägt sich der Japaner erwartungsgemäß trotzdem sehr gut. Die Lenkung ist so direkt, dass man sie schon fast „nervös“ nennen könnte, und der Wendekreis ist mit 9,2 Metern sensationell. Auch die knackig abgestimmte Schaltung gefällt.
Geht es auf Landstraße und Autobahn sollte man die Schaltanzeige zum Wohle aller Verkehrsteilnehmer besser außer Acht lassen: Nun heißt es, beherzt aufs Gas steigen und drauf bleiben, wann immer man bei einem Fahrmanöver hochbeschleunigen muss. Mit dieser Fahrweise schafft man es in 12,6 Sekunden auf Hundert und kann durchaus auch im schnelleren Verkehr mitschwimmen. Ein wenig stressig ist es allerdings schon, schalten zu müssen wie in einem alten Sportwagen, anstatt auch einfach mal im vierten oder fünften Gang spontan nach vorne zu springen.
Doch wieder gilt, dass man hier nicht vorschnell urteilen sollte! Die Antrittsschwäche disqualifiziert den Space Star vielleicht für den Typ Autofahrer, der zwanghaft mindestens 160 fahren muss und darum auf der Autobahn im Grunde nur damit beschäftigt ist, für Tempolimits und Linke-Spur-Blockierer abzubremsen, um danach wieder Gas zu geben. Alle, die wie der Rest der Welt Tempo 120 bis 130 als entspannte und sichere Reisegeschwindigkeit ansehen, können im Mitsubishi hingegen problemlos Kilometer abreißen.
Schneller fahren ist zwar auch möglich: Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 180 km/h. Empfehlenswert sind diese Regionen aber nicht, denn wer sich ihnen nähert, hat durch den kurzen Radstand, die schmale Spur und das geringe Gewicht mit einem unruhigen Auto zu kämpfen. Zudem wird der Geräuschpegel störend. Besser, man bleibt im Bereich der Richtgeschwindigkeit, wodurch man sich am Ende der Fahrt dann auch noch über einen Verbrauch von unter sechs Litern freuen kann.
Dafür, dass der Space Star eines der günstigsten Autos auf dem Markt ist, bietet er einiges an Sicherheits- und Assistenzsystemen. Serienmäßig an Bord sind neben ABS, Stabilitäts- und Traktionskontrolle unter anderem Fahrer- und Beifahrerairbags, Kopfairbags vorne und hinten sowie Seitenairbags vorne, ein Bremsassistent, eine Berganfahrhilfe, Gurte mit Straffer und Kraftbegrenzer, Lichtautomatik sowie ein Reifendruckkontrollsystem.
Unser Testwagen bietet darüber hinaus noch ein Auffahrwarnsystem mit Fußgängererkennung und Notbremsassistenten, einen Spurverlassenswarner, Nebelscheinwerfer, beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorne und hinten, ein Smart-Key-System, eine Start-Stopp-Automatik, einen Tempomaten sowie eine Rückfahrkamera. Letztere liefert zwar nicht das schärfste Bild, blendet aber immerhin Hilfslinien ein. Notwendig ist sie sowieso nicht: Durch die gute Rundumsicht und das steile Heck gibt es beim Ein- und Ausparken keinerlei Probleme. Und ein piepsender Sensor hilft einem auch noch.
Das Infotainment-System vom Space Star ist übersichtlich gehalten. Über den 7 Zoll großen Touchscreen, dessen Grafik und optische Gestaltung etwas altbacken wirken, steuert man im Grunde nur die Anlage und das eingebundene Smartphone, denn kurioserweise ist allein bei der zweitteuersten Variante „Intro Edition+“ ein Navi verbaut worden. Klima- und Lüftungseinstellungen nimmt man über eine zweite, mit Rädchen und Schaltern versehene Konsole unter dem Touchscreen vor. Die Qualität der Anlage fällt etwas gegenüber dem heute üblichen Standard zurück.
Alles paletti also? Ja, fast. Ein paar Kleinigkeiten lassen sich dann doch bemängeln. Ein Toter-Winkel-Warner hätte eigentlich auch bei dem niedrigen Preis drin liegen müssen. Gerade wenn die hinteren Scheiben so stark abgedunkelt sind wie bei unserem Testwagen, hat man nachts im Stadtverkehr eine eingeschränkte Sicht nach hinten und übersieht beim Abbiegen schnell mal einen Radfahrer.
Ansonsten haben vor allem zwei Dinge bei der langen Autobahnfahrt genervt: Zum einen die Regelung des Tempomaten. Dass er überhaupt geboten wird, ist natürlich löblich. Doch leider sieht man nirgends, welche Geschwindigkeit man eingeloggt bzw. durch die Wippen am Lenkrad eingestellt hat.
Dazu kommt, dass jedes Wippen die Geschwindigkeit nur minimal steigert bzw. senkt. Ein Gedrückthalten der Wippe ändert die Zielgeschwindigkeit nicht in Fünfer- oder Zehnerschritten, sondern sorgt nur für ein gemächliches Beschleunigen oder Abbremsen, bis man loslässt. Dadurch wird dieser Funktion der Sinn entzogen, denn dann kann man genauso gut Gas und Bremse einsetzen.
Zum anderen hat der altmodische Stift im Tacho gestört, mit dem man die Ansichten auf dem kleinen Display darüber wechselt. Bei längeren Fahrten ruft man ja durchaus öfter mal Tageskilometerzähler, Durchschnittsverbrauch und Restreichweite ab. Dafür muss man sich jedes Mal nach vorne lehnen und während der Fahrt durchs Lenkrad greifen, um den kleinen Stift zu drücken. Unverständlich, warum Mitsubishi hier keinen Schalter im Lenkradbereich platziert hat.
Dass der Mitsubishi Space Star ein perfekter (Zweit)Wagen für den Stadtverkehr ist – das weiß man auch ohne Test. Aber taugt er auch als einziges Auto für alle Fälle? Wir finden: Für Singles und Pärchen auf jeden Fall! Für einen wahren Kampfpreis bietet der japanische Kleinwagen nicht nur schickes Design und einen sparsamen Motor, sondern auch allerhand Sicherheits- und Assistenzsysteme. Und mit umgelegten Sitzbänken steht auch längeren Reisen nichts im Wege. Im Gegenteil: Dank bequemer Sitze, einem Tempomat und einer Klimaautomatik fallen lange Fahrten sogar überraschend angenehmen aus.
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