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BMW M240i xDrive im Test
Pros & Cons
Die meisten Hersteller sind sich einig, wie ein kompaktes Auto auszusehen hat: Der Motor, drei maximal vier Zylinder groß, kommt quer unter die Fronthaube und treibt in erster Linie die Vorderräder an. Dahinter gehört genug Platz, um vier Erwachsene samt Gepäck bequem zu verstauen. Signifikante Ausnahmen sind selten, denn die wichtigsten Metriken im Segment sind Effizienz und Praktikabilität.
Und dann wäre da noch der Ausreißer, BMWs 2er Coupé. Unser BMW M240i xDrive Coupé steht für Spaß und Klang der alten Schule und wirft die Plattformstrategie der Bayern über den Haufen. Mit den anderen 2ern hat das Coupé nichts gemein: Keine bequeme Rücksitzbank, keine hinteren Türen und keine Hybrid-Motoren – dafür aber viel Kraft aus sechs Zylindern (längs verbaut) und ein wilder Charakter.
Aber schafft er es noch den Spirit des legendären E30 3er-BMWs einzufangen oder den der 1er-M-Reihe? Oder ist er mittlerweile zu groß und nicht mehr zeitgemäß? Das klärt der Test.
BMW M240i xDrive (2022): Motor, Fahrwerk, Lenkung, Verbrauch
Alles was den Charakter und Fahrbarkeit definiert, leiht sich das kompakte Kraft-Coupé nicht von seinen Namens-Geschwistern, sondern aus der Mittelklasse. Die gesamte Architektur – sowie Motor, Achsen, Bremsen und Differenziale – basiert auf der CLAR-Plattform, welche auch 3er und 4er BMW trägt. Mit zusammengekniffenen Augen ähnelt er zwar einem 2er Gran Coupé, hat aber eigentlich nichts mit ihm gemeinsam. Die restliche 2er-BMW-Reihe basiert auf der UKL2-Plattform, die für frontgetriebene Autos gedacht ist und von BMWs Mini abgeleitet wurde.
Warum ist das so wichtig? Für viele Autofahrer heutzutage ist die Einbaurichtung des Antriebs so interessant wie die Farbe der Kühlflüssigkeit. Aber genau das ist das heißeste Merkmal des M240i. Weil der Motor in Fahrtrichtung unter der Haube sitzt, passt ein Reihen-Sechszylinder hinein. Das, in Kombination mit Heckantrieb (bzw. hecklastigem Allrad) und vier (größtenteils) Vollwertigen Sitzen, gibt es in diesem Segment kein zweites Mal. Der Allradantrieb unseres getesteten M240i xDrive bedient stets die Hinterachse zuerst, nicht wie die Haldex-Systeme der meisten Allrad-Kompaktsportler, die nur bei Bedarf die Hinterräder zu Rate zieht.
So lässt der aktuell stärkste 2er (374 PS, 500 Nm) allerhand Unfug zu. Vom sanften Sidestep beim gut platzierten Gasstoß, bis zum ausgewachsenen Powerslide kann er alles – außer echtes Driften: Je nach Einstellung der elektronischen Fangnetze ziehen ihn die Vorderräder früher oder später immer zurück in Sicherheit. Wer das nicht möchte, muss auf den M240i ohne xDrive warten, den BMW bereits angekündigt hat. Aber selbst die härtesten Hinterradantrieb-Fans werden mit der Allrad-Version ihre Freude haben.
Dabei ist das Leistungsübersteuern gar nicht die größte Stärke des 2ers. Mit seiner messerscharfen, wenn auch etwas gefühlsfreien Lenkung (elektronisch-bedingt), dem präzisen Fahrwerk und der gleichmäßigen 50:50-Achslastverteilung, lässt er sich perfekt positionieren und bemerkenswert agil bewegen. Nur sein Gewicht von fast 1,8 Tonnen kann er nicht ganz verheimlichen.
Verglichen mit dem Vorgänger legt er zwar ordentlich an Komfort zu, aber auch an Gewicht. Seine Schärfe verliert er dabei nicht. Zusammen mit dem dynamischen, drehfreudigen Antrieb ergibt sich ein fahraktives Coupé mit hohem Spaßfaktor und fantastischer Klangkulisse – der Reihensechser, BMWs Vorzeige-Motor, dreht seidenweich und klingt wie immer charismatisch metallisch.
Bei so viel Spaß bleibt das Thema Umwelt auf der Strecke. Abgesehen von innermotorischen und aerodynamischen Maßnahmen verzichtet der M240i aufs Sparen. Ein Hybrid, selbst ein milder, passt offenbar nicht ins Budget. Entsprechend fällt der Verbrauch zwar angemessen, aber nicht ganz zeitgemäß aus: Der M240i xDrive pendelt im Test mit 7,4 Litern pro 100 Kilometer, zügige Langstrecken absolviert er mit 9,1 Litern im Schnitt. Im Spaßmodus bleibt der Verbrauch stets zweistellig.
BMW M240i xDrive (2022): Karosserie und Design
Zugegeben, BMW reizt aktuell die Grenzen des Designs und Geschmacks gründlich aus. Blechungetüme und übergroße Nieren sollen vor allem dem asiatischen Markt gefallen und stoßen in Europa auf Unverständnis. Auch das 2er-Coupé erntet bei seiner Premiere nicht nur Lob. Besonders das Heck mit den Lampen in E90-Gedenkform ist Ziel der Kritik. Dabei fallen die aggressiven, dreieckigen Schlitze an der Front in freier Wildbahn mehr auf. Dennoch gefällt das flache Coupé mit einem angemessen-dimensionierten Kühlergrill und tollen, BMW-typischen Proportionen.
Die neue technische Basis des 2ers bedeutet auch unausweichlich Wachstum: Mit 4,55 Metern Länge und 1,84 Metern Breite streckt sich das Auto zumindest außen spürbar in die Mittelklasse. Verglichen mit seinem Vorgänger verlängert sich der Radstand (jetzt: 2,74 m) um zusätzliche fünf Zentimeter. Die Achsen werden fünf bzw. drei Zentimeter breiter als zuvor.
Innenraum, Verarbeitung und Raumangebot im BMW M240i
Die Vergrößerungskur kommt allerdings nur in überschaubarem Maße im Innenraum an. Vorn sitzt es sich tief, gut integriert und ausreichend großzügig – genau so, wie es sich für ein fahrerorientiertes Auto gehört. Dahinter wird es für Erwachsene eng. Ob die Knie hinter die Vordersitze passen, hängt von der Kompromissbereitschaft der ersten Reihe ab. Am Kopf wird es allgemein knapp – der 2er ist ein echtes Coupé mit allen Schrullen. Immerhin: Sein Kofferraum lädt mehr ein als der eines VW Golf.
Optimale Raumausnutzung gehört nicht zu den Primärzielen eines schnellen BMW-Coupés. Wichtiger ist die optimale Sitzposition vorn. Und im Falle des (vorläufigen) Spitzenmodells der Baureihe, ein sportliches Gefühl. Das realisiert der Hersteller mit fantastischen Sportsitzen sowie hübschen Akzenten an Gurten und Türtafeln (optional). Der Anteil harten Kunststoffes passt allerdings nicht unbedingt zum Preis des Autos. BMW dürfte sich bei den Oberflächen ebenfalls gern nach oben orientieren.
Infotainment, Bedienung und Assistenzsysteme
Beim Infotainment funktioniert das bereits. Hier steckt im 2er Coupé was die Plattformgeber vorgeben: Ein großes Display zeigt Fahrdaten an, ein weiteres vermittelt zwischen Insassen und den meisten Funktionen. BMW will sich nicht auf einen Bedienungsstandard festlegen und bietet deshalb alle an: Dreh-Drück-Steller, Sprache, Berührungen und Gesten steuern die Komfortmerkmale des M240i. Besonders die ersten beiden funktionieren während der Fahrt ablenkungsfrei. Echte Tasten auf der Mittelkonsole kürzen den Weg zu wichtigen Funktionen ab.
Einen Grundstock an Fahrhelfern gibt BMW dem 2er Coupé serienmäßig an die Hand. Theoretisch benötigt er davon nichts, denn das aktive Fahren macht in ihm am meisten Spaß. Dennoch lohnen sich die optionalen Assistenten: Auf der Langstrecke nehmen der adaptive Tempomat und das Paket “Driving Assistant” etwas Stress aus dem Fahrwerk. Den Gran Turismo gibt der M240i genauso gut wie den Athleten. In der Stadt lohnt sich die aufpreispflichtige Parkassistenz. Mehr bietet der Hersteller nicht an. Und mehr Autonomie würde auch dem Sinn eines Fahrerautos entgegenstehen.
BMW M240i xDrive: Preise, Ausstattung, Alternativen
Der sportliche BMW grenzt sich deutlich von Golf R, RS3, A45 AMG, Civic Type R und dem Rest der Konkurrenz ab. Der M240i ist kein quirliger Frontkratzer, sondern ein ernstzunehmender Sportwagen. Ein Mittel zum gehobenen Unfug. Motor, Kraftverteilung und Karosserieform machen ihn einzigartig. Lediglich Audi RS 3 und Mercedes A45 S AMG übertreffen ihn in einigen Disziplinen, allerdings mit mehr Leistung und höherem Preis. Und auch nur auf dem Papier. In der wichtigsten Disziplin – Fahrspaß – würden wir sagen, ist das gewachsene, kleine Sportcoupé weiterhin ungeschlagen.
Der 2er steigt mit einem kleinen Benziner (184 PS) und Hinterradantrieb bei 40.700 Euro ein. Als M240i xDrive startet er bei 57.300 Euro. Serienmäßig dabei: die Schürzen, ein sportliches Lenkrad, Sportfahrwerk, -differenzial, -bremse und -getriebe. Eine umfangreiche Aufpreisliste ergänzt zum Beispiel größere Displays samt Navi-Funktion und Connectivity-Features („Live Cockpit Professional”, 1.950 Euro), adaptive Stoßdämpfer (550 Euro), adaptive LED-Lampen (550 Euro) oder Sitzheizung vorn (350 Euro). Der sehr gut ausgestattete Testwagen kostet laut Liste 72.040 Euro.
Fazit: Toll, dass es den M240i gibt
BMW betreibt viel Aufwand, um das 2er Coupé abzugrenzen. Kritische Blicke auf die nackten Zahlen, auf Wirtschaftlichkeit, Raumökonomie und Effizienz würden eine andere Konstruktion erfordern. Das Auto würde sich so aber in die große Masse der sportlichen Kompakten einsortieren. Stattdessen bauen die Bayern weiterhin eine Neuinterpretation eines echten Sportwagen-Klassikers. Ein Auto für Fans alter E30 3er BMWs und des 1er-Ms, das die alle Greatest-Hits der BMW-Geschichte zitiert: Sechszylinder, ein hecklastiger Antrieb und der Fokus auf Spaß am Lenkrad machen ihn einzigartig, aber auch nicht mehr zum Sport-Schnäppchen vergangener Tage.
Ob das noch in unsere Zeit passt? Ansichtssache. Dafür zeigt das Coupé wie feinfühlig, agil und wild ein Auto heute fahren kann, ohne sich wie ein bockharter Sportwagen anzufühlen. Auch das ist ein wichtiger Fortschritt – im Fall des M240i gemischt mit der richtigen Menge Nostalgie.
Technische Daten: BMW M240i xDrive 2022
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Titelbild: Constantin Bergander/TeamOn
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