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Sony, Apple und Xiaomi Car: Autos von Handy-Herstellern
Lösen Smartphone-Hersteller irgendwann Autohersteller ab? Mindestens seit 2014 existieren bei Google und Apple Fahrzeugprojekte. Dass Tech-Konzerne bald anfangen Autos zu bauen, kommt nicht von ungefähr: Moderne Autos sind rollende Computer. Infotainment-Systeme, vernetzte Features und vor allem Autonomes Fahren gelten als die großen Zukunftsfelder. In Sachen Software-Kompetenz sind sie den klassischen Autofirmen um Längen voraus. Und „Spielgeld“ für Investitionen haben die Tech-Riesen mehr als genug. Sind klassische Autohersteller vielleicht bald am Ende?
Diese sehen zumindest momentan noch keinen Grund zur Sorge: „Warum sollten sie in eine Industrie einsteigen, wo man sehr viel investieren muss, der Gewinn aber relativ niedrig ist und das Risiko sehr hoch? Ich vermute, dass sie Partnerschaften mit uns suchen, denn wir haben das Fachwissen und langjährige Erfahrung”, sagte Stellantis-Chef Carlos Tavares 2015. Dramatischer formulierte es der Ex-GM-Chef Dan Akerson: „Wir nehmen Stahl, rohen Stahl, und verwandeln ihn in Autos. Die haben keine Ahnung auf was sie sich einlassen, wenn sie damit anfangen“.
Trotz der Gerüchteküche trafen die Prognosen bisher nicht zu. Die Smartphone-Produzenten haben ihre Ambitionen in der Autobranche aber längst nicht aufgegeben. Doch scheint es, dass das Interesse an der Produktion eigener Autos vorerst etwas abgeklungen ist. Stattdessen dringt die Software von Smartphone-Konzernen immer tiefer in Autos klassischer Hersteller vor und ersetzt diese bereits. Das sind die Auto-Pläne der Handy-Hersteller.
Bald sind die meisten Autos ein Google-Car
Die meisten Autoprojekte der Tech-Branche sind eng verknüpft mit der Vision des vollautonomen Fahrens. Sie gilt als Geschäftsfeld der Zukunft, getrieben von ausgefeilter Sensorik und selbstlernender Software. Googles erster Prototyp von 2014 (Name: Firefly) war zunächst eine Art Kabinenroller ohne Lenkrad und Gaspedal. 2015 entstanden 150 Fahrzeuge für Testfahrten. 2016 erhielt das Projekt den Namen Waymo und wurde unter dem Dach der Google-Mutter Alphabet zu einer eigenständigen Firma. Der nächste Schritt waren selbstfahrende Minivans auf Basis des Chrysler Pacifica. Sie fahren bis heute in San Francisco als Taxi. Inzwischen setzt Waymo außerdem den rein elektrischen Jaguar I-Pace ein.
Google hat sich früh vom eigenen Auto verabschiedet, entwickelt seine KI für selbstfahrende Autos aber stetig weiter. Waymo kooperiert neben dem eigenen Fahrdienst inzwischen mit Uber. Googles KI für autonomes Fahren wollen Hersteller wie Renault, Volvo, Mercedes und Ford nutzen. Daneben gewinnt die Google-Software Android Automotive zunehmend an Bedeutung. Hier arbeitet Google aktuell mit neun großen Autoherstellern zusammen.
Bleibt das Apple-Car ein Mythos?
Apple startete sein Auto-Projekt mit dem Codenamen „Titan“ ebenfalls 2014. Der große Unterschied zu Google ist, dass niemals ein Auto oder ein anderes Ergebnis des Projekts offiziell vorgestellt wurden. Bekannt wurde lediglich, dass Apple eine große Zahl Automotive-Experten eingestellt hatte. Darunter ist Johann Jungwirth, der später bei Volkswagen die Digital-Strategie verantwortete und heute beim Hersteller für Fahrassistenzsysteme Mobileye das autonome Fahren leitet. Laut Tesla-Chef Elon Musk hatte Apple 2016 „tausende“ Automobil-Ingenieure unter Vertrag. 2017 bestätigte Apple-Chef Tim Cook lediglich, dass Apple an Technologie für selbstfahrende Autos forsche. Er sagte nicht, ob diese in einem expliziten Apple-Auto eingesetzt werden soll. Ein Jahr später wurde bekannt, dass Apple in Kalifornien rund 70 Testlizenzen für selbstfahrende Autos beantragt hatte.
In den vergangenen Jahren häufen sich Medienberichte, wonach Apple in Südkorea in Verhandlungen zum Aufbau einer Lieferkette für eine Automobilproduktion stehe. Doch ein Apple-Car gibt es bis heute nicht. Ob in den nächsten Jahren eines auf den Markt kommt, bleibt offen. Apple hat jedoch die Integration seiner Software Apple CarPlay in andere Autos parallel vorangetrieben. In der jüngsten Ausbaustufe lassen sich bereits Fahrzeugfunktionen über den Sprachassistenten Siri steuern.
Das Sony-Auto soll Afeela heißen
Sony spielt ebenfalls schon seit Jahren mit dem Gedanken ein Auto zu bauen und hat 2023 einen Durchbruch präsentiert. Schon in den Vorjahren wurde der japanische Elektronik-Konzern mit den Showcars Vision S-01 (2020) und Vision S-02 (2022) konkret. 2023 verkündete Sony auf der CES in Las Vegas die Gründung des Joint Ventures Sony Honda Mobility. Ebenfalls an Bord ist der US-Chiphersteller Qualcomm.
Und es wird noch konkreter: Elektroautos der Marke Afeela sollen ab 2025 bestellbar sein. Auf der CES präsentierte Afeela eine 4,85 Meter lange Elektro-Limousine. Die Produktion übernimmt Autohersteller Honda. Sony will vor allem digitale Produkte beisteuern, geht aber weiter als Apple und Google: Hardware wie Displays und ein Interface sollen ebenfalls von den Playstation-Machern kommen.
Foxconn plant Plattform-Lösung
Ob Smartphones von Apple oder Spielekonsolen von Sony: Gebaut wird Elektronik häufig bei Foxconn in Taiwan. 2021 kündigte der Auftragsfertiger an, dass sie in das Autogeschäft einsteigen wollen. Foxconn betreibt ein Joint-Venture mit dem Autohersteller Yulon (Taiwan) und besitzt bereits ein Autowerk im US-Bundesstaat Ohio. Dort koproduzieren sie den Elektro-Pick-Up Lordstown Endurance. Geplant ist eine Plattformlösung, bei der sich Hard- und Software individuell gestalten lassen. Automobilunternehmen können auf Basis des Foxconn-Baukastens ein Auto entwickeln und zum Beispiel ihre eigene Karosserie oder Software übergeben. Die Produktion würde dann gerne Foxconn übernehmen.
Samsung Motors: Ein klassischer Autohersteller
Samsung ist der einzige Smartphone-Riese, der schon länger Autos baut. 1994 entstand unter dem Dach des Mischkonzerns aus Busan die Samsung Motors Inc., da Samsung den Autobau in Korea nicht Hyundai überlassen wollte. Dabei kooperierte Samsung von Beginn an mit Renault und Nissan. Ab 2000 hieß die Firma Renault Samsung Motors, heute firmiert sie unter Renault Korea. Samsung hält noch 19,9 Prozent der Anteile.
Die meisten Autos, die bei Samsung entstehen, verkauft Renault in Asien. In Europa bot Renault zum Beispiel die Modelle Latitude (2010-2015) und Koleos (seit 2007) aus der ehemaligen Samsung-Produktion an. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass Samsung mit eigenen Autos doch noch vollwertig ins Autogeschäft einsteigen will.
Die Pläne von Xiaomi
Wie Samsung ist auch Xiaomi aus China ein Mischkonzern, der neben Smartphones zum Beispiel E-Scooter und Staubsauger anbietet. Nun sollen Elektroautos das Angebot bereichern. Das berichteten 2021 mehrere Medien. Anfang 2023 veröffentlichte Car News China erste Leaks vom Prototypen des Xiaomi MS11. Es geht offenbar voran.
Das liegt daran, dass Xiaomi auf die Expertise des Autoherstellers Great Wall Motors zurückgreift. Great Wall kooperiert bei Elektroautos bereits zum Beispiel mit BMW und startete Anfang 2023 in Deutschland die Elektroauto-Marke Ora. Das fertige Xiaomi-Auto soll Mi-Car heißen und könnte 2024 vorgestellt werden.
Baidu fährt mit Robotaxis durch China
Auch andere chinesische Tech-Riesen wollen ins Autogeschäft. Der Gaming-Riese Tencent kündigte an, bis 2025 eine digitale Architektur für Fahrzeuge zu entwickeln. Diese soll sowohl Entertainment als auch autonomes Fahren umfassen. Tencent will seine Technologien als Zulieferer an Elektroauto-Hersteller verkaufen. Der Konzern sieht das Auto dabei als eines von vielen möglichen Devices im „Internet der Dinge“. Der dazugehörige Suchmaschinen-Riese Baidu – praktisch das chinesische Google – stellte 2022 ein autonomes Shuttle-Fahrzeug namens Apollo RT6 vor.
Apollo ist der Taxidienst von Baidu, über den die Robotaxis bereits in den ersten Städten eingesetzt werden. Laut Baidu operieren sie nach dem Autonomie-Level 4, das in Europa bisher nur für Testfahrten zugelassen ist. Baidu hat zudem angekündigt, den Elektroauto-Hersteller WM Motor aus Shanghai zu übernehmen.
Das Auto als digitales Device
Wie die Auflistung zeigt, haben die meisten Smartphone-Konzerne kein Interesse daran, selbst Autos zu bauen. Warum, hat der Automanager Carlos Tavares 2015 treffsicher analysiert: Der Aufwand ist groß, die Margen sind klein. Somit sind die wirtschaftlichen Risiken für unerfahrene, neue Marktakteure viel höher als bei digitalen Dienstleistungen. Auch das ist ein Grund, warum es in den letzten Jahren kaum ein neuer Autohersteller geschafft hat, sich am Markt zu etablieren.
Bei den großen chinesischen Mischkonzernen sieht die Sache vielleicht anders aus. Diese könnten über breit gefächerte Firmennetzwerke sowohl eine Smartphone- und Autoherstellung gewährleisten. Selbst wenn es vorerst ein verlustreiches Geschäft sein könnte. Neue, große Unternehmen können mit treuer Zielgruppe und überzeugten Investoren bestehen, selbst wenn sie über ein Jahrzehnt Verluste einfahren – das hat Tesla eindrucksvoll bewiesen.
Man mag sich über Spaltmaße und Zuverlässigkeitsprobleme bei Tesla und chinesischen Autoherstellern lustig machen, viele Kunden stört es schlicht nicht. Für sie sind die klassischen Tugenden des Automobilbaus nachrangig gegenüber Connectivity-Features und großen Touchscreens. Die Frage nach der Zukunft der Tech-Firmen im Autosektor ist also auch eng verknüpft mit dem zukünftigen Kundengeschmack.
Vorläufig wollen Tech-Konzerne aber ihre digitalen Features und Services in Autos vermarkten. Hier liegt ihre Expertise. Über ihre Smartphones verfügen sie über ein Ökosystem aus Mediendiensten, Cloudsystemen oder Sprachsteuerung. Die Vernetzung im Internet der Dinge (zum Beispiel mit Ampeln, Ladesäulen oder Hotel-Reservierungssystemen) ist eine weitere große Hoffnung. Auch das autonome Fahren und das Carsharing werden weitgehend software- und servicebasierte Produktwelten sein. Für Autobesitzer steht die Aussicht im Raum, ihr Fahrzeug per Nutzerprofil so zu individualisieren wie das Smartphone.
Was machen die Autohersteller?
Bei der Integration von Tech-Konzernen in den klassischen Autobau gab es allein in den letzten fünf Jahren große Schritte. Jahrelang versuchten Automobilkonzerne ihren Softwarebedarf selbst zu decken und Programmen von Google oder Apple nur begrenzten Zugriff auf die Fahrzeugarchitektur zu gewähren. Dieser Widerstand ist gebrochen. Googles Fahrzeug-Cloud Android Automotive arbeitet heute in Fahrzeugen von Volvo, Renault oder General Motors. Ford, Honda, BMW oder Volkswagen wollen ebenfalls Google Automotive nutzen. Kürzlich schloss Mercedes mit Google einen Vertrag über die Integration von Google-Karten in Mercedes-Navigationsgeräten.
Auch die Integration der Schnittstellen Android Auto und Apple CarPlay in die Fahrzeug-Architektur vertieft sich stetig. Die einst von der Autoindustrie angestoßene Schnittstelle Mirrorlink hat diesen Kampf verloren. Seit 2021 läuft sie nicht mehr auf neuen Samsung-Smartphones. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich alle Autohersteller auf Kooperationen mit den Tech-Giganten einlassen und deren Software tief in ihren Steuergeräten verankern. Sonst verlieren sie den Anschluss. Die Software-Expertise der Smartphone-Riesen können sie nicht aufholen, ohne massiv Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Das gleiche gilt jedoch auch für die Automobilbau-Expertise der Autohersteller. Sie ist für die IT-Konzerne nur schwer einzuholen. Die Zeichen stehen daher auf Kooperation und nicht auf Konkurrenz.
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