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Autogas: Umweltfreundlich oder nur günstig?
Die Zukunft ist elektrisch. Aber bis es so weit ist herrscht Technologievielfalt, denn Übergangslösungen sind gefragt: Neben Benzinern und Dieseln mit diversen Hybridsystemen gibt es eine Randgruppe , die zu groß ist, um sie zu vergessen: Etwa 400.000 Fahrzeuge in Deutschland tanken Flüssiggas. Die meisten von ihnen fahren mit Autogas (LPG) – nicht zu verwechseln mit CNG (Erdgas).
LPG steht für „Liquified Petroleum Gas“, übersetzt etwa: verflüssigtes Erdöl-Gas. Es besteht aus Propan und Butan – zwei Gase, die bei der Erdölförderung entstehen. Sie werden mit einem Druck von ungefähr zehn Bar verflüssigt und können in diesem Zustand gelagert und transportiert werden. Wir klären im Artikel ob sich Autogas als Kraftstoff derzeit immer noch lohnt.
Vor- und Nachteile von LPG im Überblick
Pros & Cons
Im Prinzip ähnelt LPG in seinen Eigenschaften Benzin. Für Autogas als Kraftstoff mussten keine speziellen Motoren entwickelt werden; die meisten Benzinmotoren sind in der Lage LPG zu verbrennen. Ein niedriger Kraftstoffpreis und eine bislang gültige, steuerliche Vergünstigung veranlassen viele Autofahrer dazu, ihre Fahrzeuge auf den LPG-Betrieb umzurüsten.
Auch Diesel-Motoren lassen sich umrüsten, allerdings nicht vollständig. Dem Selbstzünder kann, Bauart-bedingt, nur etwas LPG während der Kompression hinzugemischt werden. Aber auch hier gibt es Vorteile: Eine sauberere, weniger-rußende Verbrennung und, laut manchen Angaben, zwischen 10 und 35 Prozent mehr Leistung!
Abhängig von Motor und jährlicher Fahrleistung rentiert sich die Investition nach ungefähr drei Jahren – bei Spritpreisen um die 2 Euro pro Liter, eventuell schon früher. Nach diesem Zeitraum fährt man deutlich günstiger und zudem umweltfreundlicher. Im LPG-Betrieb stößt ein Pkw weniger CO2 aus als mit Benzin. Dennoch ist gibt es beim Thema LPG auch einiges zu beachten.
LPG-Preise : Preisentwicklung und Steuervorteile
Der offensichtlichste Vorteil von Autogas ist der immer noch verhältnismäßig günstige Preis. 1994 führte die Bundesregierung eine Steuervergünstigung ein, welche den Preis spürbar senkte. Seit 2018 wird diese jedoch jährlich abgebaut und verschwindet ab 2023 komplett. In den letzten vier Jahren ließ sich so eine Preissteigerung von gut 30 Cent pro Liter beobachten. Die Teuerung aufgrund der wegfallenden Subventionen ist beinahe abgeschlossen: Es ist damit zu rechnen, dass die Preise bis Ende 2023 um weitere 20 Cent pro Liter steigen könnten. Allerdings nicht nur auf Grund der Steuervorteile.
Autogaspreise und der Ukraine-Krieg
Im Gegensatz zu allen anderen Treibstoffen, ist die Preisentwicklung von Autogas ziemlich stabil geblieben. Nach initialen Schwankungen auf Grund verunsicherter Märkte, haben sich die Preise deutschlandweit zwischen 0,90 und 1,20 Euro pro Liter eingependelt. Das LPG nicht im Gleichschritt mit den Erdgas-Preisen in die Höhe geschossen ist, liegt daran, dass es nicht aus Russland kommt, sondern aus der europäischen bzw. hauptsächlich sogar heimischen Erdölproduktion. Wie der Name “Liquified Petroleum Gas” es nahelegt, ist LPG ein Nebenprodukt des allgemeinen Erdöl-Raffinerie-Prozesses.
Daher lässt sich davon ausgehen, dass die Preise zumindest von Lieferseite her relativ stabil bleiben werden. Allerdings steigt die Nachfrage rapide. Immer mehr Menschen werden diese (noch) günstige Alternative demnächst wohl für sich entdecken. Anfang 2022 verzeichneten Autos mit LPG bereits ein Plus von 200 Prozent bei den Neuzulassungen! Die kurzfristige Preisentwicklung auch aufgrund der auslaufenden Steuervorteile ungewiss. Derzeit ist aber nicht davon auszugehen, dass LPG jemals auf dem Preisniveau von Benzin oder Diesel liegen wird. CNG-Gas hingegen, also gewöhnliches Erdgas, wird dagegen immer teurer.
Umrüstungskosten
Vor dem Sparen steht jedoch die Investition. Abhängig von Fahrzeugtyp, Motorart, Gasanlage und Werkstatt kostet die Umrüstung eines Pkw auf LPG inklusive Eintragung etwa 1.500 bis 3.500 Euro. Bei herkömmlichen Anlagen kommen rund 100 Euro Inspektionskosten pro Jahr hinzu. Flüssigeinspritzende Anlagen sind wartungsfrei und deshalb im Unterhalt günstiger. Alle LPG-Anlagen müssen sich alle zwei Jahre einer Gasanlagen-Prüfung unterziehen. Im Rahmen einer Hauptuntersuchung kostet diese 22 Euro.
Neuwagen mit LPG werden rar
Während der Umrüstmarkt eine große Vielfalt bereithält, verhält es sich bei den Neuwagen gegenläufig. Viele Hersteller haben LPG-Varianten aus dem Sortiment gestrichen. Sie konzentrieren sich vermehrt auf die Elektrifizierung ihrer Flotte. Einzig Renault, Dacia und Fiat produzieren noch Autogasmodelle. Diese Neuwagen-Modelle gibt es derzeit mit LPG:
LPG-Umrüstung erklärt
Prinzipiell lassen sich die meisten Autos mit Benzinmotor auf LPG umrüsten. Die Funktionsweise der Umrüstsätze ist einfach: Eine LPG-Anlage stoppt die Benzinzufuhr des Motors und befördert stattdessen LPG in die Brennräume. Zusätzlich zu den neuen Flüssiggasleitungen, die die Benzinleitungen nicht ersetzten, sondern parallel zu ihnen verlaufen, müssen hierfür spezielle LPG-Einspritzdüsen verbaut werden. Außerdem muss die Software des Motorsteuergerätes angepasst werden, damit diese beim Umschalten der Tanks automatisch mit den Autogas-Injektoren kommuniziert.
Die arbeitsintensivste Anpassung ist oftmals die Unterbringung des Autogas-Tanks im Auto. Diese füllen in der Regel die Reserveradmulde aus. Wenn sie zu klein oder schon besetzt ist, verwendet man Unterflurtanks oder zylinderförmige Tanks für den Kofferraum. In jedem Fall nimmt der LPG-Tank einigen Platz weg.
Im Tank lagert das Autogas unter Druck in flüssiger Form. Von dort aus kann es auf zwei Arten in den Motor gelangen. Herkömmliche Anlagen nutzen den bereits vorhandenen Druck des LPG, um es bis zum Ansaugtrakt des Motors zu befördern. Dort regulieren Einblasventile, wie viel des gasförmigen LPG im Motor ankommt. Flüssigeinspritzende Anlagen hingegen leiten das Autogas mit einer speziellen Pumpe in flüssiger Form bis in den Motor. Sie arbeiten präziser und deshalb sparsamer, sind aber teurer in der Anschaffung. In jedem Fall bleibt der Benzinmotor voll funktionsfähig und kann, je nach Wunsch, einen der beiden Kraftstoffe verbrennen. Dies nennt man einen “bivalenten Antrieb”.
Nicht alle Fahrzeuge sind für LPG geeignet
Lange galt, dass sich Direkteinspritzer – also fast alle modernen Benzinmotoren – nicht auf LPG umrüsten lassen. Das hat sich mittlerweile geändert. Dennoch gibt es Einschränkungen, denn einige Benzinmotoren sind nicht so leicht mit LPG kompatibel. Experten sprechen von „nicht gegebener Gasfestigkeit“. Das Problem sind „weiche“ Ventilsitze. Gemeint ist: Ohne Benzin werden die Auslassventile nicht gut genug gekühlt und arbeiten sich in die Ventilsitze ein. Das kann teure Schäden verursachen. Gute Umrüster führen jedoch Listen mit gasfesten Motoren.
Ungeeignete Benziner lassen sich dennoch auf zwei verschiedene Arten auf den Gasbetrieb vorbereiten. Zunächst gibt es die Möglichkeit sogenannte schmierende Additive in den Verbrennungsprozess hinzuzufügen. Diese werden in einem separaten Behälter gespeichert und verteilen sich während der Nutzung im Motor. Diese äußerst kostengünstigen Substanzen schützen die Ventile so vor Mikroverschweißungen.
Eine weitere Möglichkeit bietet die Ventilsitzverhärtung. In einem speziellen Ofen werden die Zylinderköpfe des Motors erhitzt und so langfristig gehärtet. Dies trägt darüber hinaus zu einer längeren Haltbarkeit des Motors bei.
LPG-Tankstellen: Verfügbarkeit in Deutschland
In der täglichen Nutzung ändert sich für LPG-Fahrer nicht viel. Deutschlandweit verkaufen gut 7.000 Tankstellen Autogas; statistisch-gesehen an jeder zweiten Tankstelle. Einer Urlaubsreise mit LPG steht also nichts im Wege. Während die Niederlande, Italien und Polen eine gute Dichte an LPG-Tankstellen vorweisen, wird in Dänemark und Österreich traditionell weniger Flüssiggas getankt. Eine clevere Routenplanung mit Hilfe des Navis ist aber auch nicht mehr umständlich: Eine interaktive Karte mit Gas-Tankstellen wird zum Beispiel vom Deutschen Verband für Flüssiggas angeboten.
Viele Vorteile, nur wenige Kompromisse
Neben den relativ krisensicheren Kraftstoffpreisen, erhalten LPG-Fahrer weitere Vorteile. Weil der Benzintank erhalten bleibt, erhöht sich die Reichweite des Autos deutlich. Zudem stößt ein Fahrzeug im LPG-Betrieb ungefähr zehn Prozent weniger CO2 aus als mit Benzin. Für Fahrzeuge ab 2009 ermöglicht dieser Umstand eine Steuerbegünstigung. Die Kfz-Steuer wird über den CO2-Ausstoß berechnet und dieser sinkt in der Regel im Gasbetrieb. Voraussetzung zur Anerkennung ist ein entsprechendes Gutachten. Der Umrüster hilft an dieser Stelle gern.
Dennoch gibt es auch Kompromisse: Der verminderte Stauraum und/oder keine Möglichkeit zur Ersatzrad-Mitnahme. Des Weiteren sinkt durch das zusätzliche Gewicht die mögliche Zuladung. Das Fahrverhalten wird unter Umständen bei Autos mit weicher Federung dadurch ebenfalls negativ beeinträchtigt. Außerdem kann eine Umrüstung die Herstellergarantie des Fahrzeugs einschränken. Aufgrund des niedrigeren Energiegehaltes des Gases verbraucht ein Fahrzeug mit LPG etwa 20 Prozent mehr Kraftstoff als mit Benzin. Auch verursachen einige LPG-Anlagen einen (kaum spürbaren) Leistungsverlust.
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Titelbild: iStock
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