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Auto-Extras gegen Bezahlung: Abo-Modelle der Auto-Hersteller
Im Juli 2022 führt eine kleine Meldung zu großer Aufregung. Weltweit sind Autofahrer empört, dass BMW Sitz- und Lenkradheizung in Südkorea im Abonnement anbietet. Es ist eine Falschmeldung, denn die Funktionen gibt es dort serienmäßig. Dennoch: Eine monatliche Nutzungsgebühr für eine Funktion, die bereits physisch im Auto vorhanden ist? Das klingt nach Abzocke, Abofalle und gewinnorientierter Unverschämtheit. Die Meldung geht in den sozialen Medien viral.
Extras zum Freischalten, sogenannte „Functions on Demand“, gibt es aber schon seit einigen Jahren. Tesla bietet für zwischen 2015 und 2017 produzierte Model S Elektro-Limousinen, mit 60 kWh Akkukapazität, ein Upgrade auf 75 kWh an. Der große Akku steckt aber bereits im Auto und wird zum Preis von 2.100 Euro per Software freigeschaltet. Die Reichweite steigt dann von 400 auf 480 Kilometer.
Der Hintergrund ist die Massenproduktion: Für Hersteller lohnt es sich meist nicht, mehrere Bauteile für den gleichen Zweck zu entwickeln. Oft ist es wirtschaftlicher, zum Beispiel Sitze ausschließlich mit Sitzheizung, Scheinwerfer nur mit Matrix-Licht oder Navigationssysteme mit Online-Funktion zu konstruieren. Das bedeutet aber nicht, dass die Extras serienmäßig sind. Der Kunde kann nur auf das zugreifen, was er bezahlt. Alle anderen Funktionen sperrt die Software. Hersteller sehen ein neues Geschäftsfeld in Funktionen, die sie nachträglich zum Kauf oder zur Miete anbieten.
Die Grundidee hängt auch mit der gestiegenen Akzeptanz von Abo-Modellen im Allgemeinen zusammen, wie wir sie von Netflix und anderen App-Subscriptions kennen. Insbesondere jüngere und Tech-affine Menschen sehen ein geringeres Problem darin, monatlich für optionale Extras zu zahlen –glauben zumindest manche Hersteller. Ob die Rechnung aufgeht ist ungewiss, aber die TU München prognostiziert einen Markt von jährlich 10,75 Milliarden Euro allein in Deutschland. Mehrere Hersteller haben bereits Functions on Demand im Programm. Was sich nachträglich buchen lässt, was es kostet und ob es sich lohnt, liest Du hier.
Zubuchbare Auto-Extras bei Audi
Audi bietet Nachrüst-Extras seit 2020 an. Je nach Fahrzeug und Ausstattung lassen sich Upgrades für Infotainment, Scheinwerfer, Klimaanlage und Fahrassistenz freischalten. Audi bietet die Extras für einen Monat, ein halbes Jahr, ein Jahr, drei Jahre oder als dauerhafte Nachrüstung an. Die Preise variieren je nach Funktion.
Für das Infotainmentsystem sind das Smartphone Interface (Android Auto sowie Apple Car Play), das Navigationssystem MMI Navigation Plus mit MMI Touch, DAB-Radio und Zusatzfunktionen des digitalen Cockpits verfügbar. Scheinwerfer lassen sich mit Matrix-Licht, Fernlichtassistent und dem Lichtfunktionspaket (Anpassung des Lichtkegels an die Straße) aufrüsten. Zudem stehen ein adaptiver Tempomat, Verkehrszeichenerkennung, der Parkassistent und eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik in der Liste.
Die Optionen sind für die Modelle A3, A4, A5, A6, A7, Q4 E-Tron, Q5, Q7, Q8, Q8 E-Tron (früher: nur E-Tron) und E-Tron GT ab den Modelljahren 2020 (bzw. 2023 Q4 E-Tron) verfügbar. Der Nachrüstpreis liegt über dem Ursprungs-Listenpreis: Bei einem Audi A3 kostet das große Navi regulär 1.790 Euro. Als Nachrüstung kostet es 3.099 Euro. Ein dreijähriges Abo kostet mindestens 1.609 Euro. Die einmonatige Testversion gibt es jeweils für einen Euro. Die Aktivierung erfolgt online über das Portal MyAudi.
Extras on Demand bei BMW
Auch bei BMW lassen sich Extras zubuchen. Die nachträgliche Sitzheizung bietet BMW für 17 Euro für einen Monat, 170 Euro für ein Jahr oder 385 Euro für immer an. Außerdem gibt es im Online-Shop von BMW („ConnectedDrive Store“) eine Lenkradheizung sowie den Fernlichtassistenten (jeweils 10, 100 oder 220 Euro), das Fahrassistenzpaket mit Abstandstempomat und Spurhalteassistent (37, 370 oder 825 Euro) und Echtzeit-Verkehrsinformationen für 69 Euro pro Jahr.
Zusätzlich schaltet BMW gewisse Extras gegen Einmalzahlung frei. Der Abstandstempomat kostet 880 Euro, das adaptive M-Sportfahrwerk 449 Euro und der Smartphone-Standard Apple CarPlay 300 Euro. Voraussetzung: Die entsprechende Hardware muss im Auto stecken. Im 2er Active Tourer ermöglicht zum Beispiel das „Premium-Paket“ (1.950 Euro) die nachträgliche Aktivierung von Lenkrad- und Sitzheizung.
Auch die passende Software steckt bei BMW nicht in allen Fahrzeugen. Functions on Demand sind ab Operating System 7 buchbar, das der Hersteller seit 2018 in Neuwagen installiert. Sie sind also im aktuellen 1er, 2er, 3er, 5er, 7er, 8er, X1, X5, X6, X7, iX und Z4 verfügbar.
Auto-Extras gegen Aufpreis bei Mercedes
Mercedes baut das Geschäftsfeld der Miet-Ausstattungen zügig aus. Ganz neu: In den USA gibt es mehr Leistung im Abo. Die Elektroautos EQE 350 und EQE SUV 350 leisten zum jährlichen Preis von 1.125 Euro netto 260 statt 215 kW (354 statt 292 PS). Für den gleichen Betrag steigt die Leistung von EQS 450 und EQS SUV 450 von 265 auf 330 kW (360 auf 449 PS). In Deutschland existiert das Angebot nicht, weil die Leistungssteigerung eine separate (und teure) Typenfreigabe erfordern würde.
In Europa bietet Mercedes zum Beispiel eine erweiterte Funktion der Allradlenkung im EQS an. Ab Werk erlaubt der Hersteller der Hinterachse einen Lenkwinkel von 4,5°. Für ein handlicheres Fahrverhalten lässt er sich auf 10° steigern, das kostet 489 Euro pro Jahr oder 1.169 Euro für drei Jahre. Voraussetzung ist das Parkpaket mit 360°-Kamera – ohne diese Hardware gibt es kein Lenk-Upgrade. Wer den großen Lenkwinkel direkt bestellt, zahlt einmalig 1.547 Euro. Das ist die günstigere Option.
Im Mercedes-me-Store bietet Mercedes weitere Dienste im Abo an. Einige davon bündelt der Hersteller zu Paketen. Eine Smartphone-Fernsteuerung des Autos mit Benachrichtigungsfunktion, Wetterkarte, Online-Verkehrsdaten, Car-to-X-Kommunikation und Schlüsseldeaktivierung kostet im „Excellence Paket“ 329 Euro pro Jahr. Das „Navigations Paket“ bietet für 129 Euro pro Jahr Online-Funktionen fürs Navi. Und für 39 Euro Jahresgebühr gibt es Internetradio, Streaming-Apps und das dafür benötigte Datenvolumen.
Einige Extras bietet Mercedes dauerhaft an. Digital-Radio lässt sich für 239 Euro nachträglich freischalten, die Smartphone-Standards Apple CarPlay und Android Auto für 359 Euro. Voraussetzung für alle On-Demand-Extras (Abo und Kauf) ist das Infotainmentsystem MBUX, sowie ein Konto im Mercedes-me-Store. Einige Extras lassen sich nur freischalten, wenn bestimmte Sonderausstattungen eingebaut sind.
Miet-Extras bei Porsche
Seit 2017 spricht Porsche von Functions on Demand. Zunächst umfasst das Angebot nur nachträglich buchbare Versicherungen. Mittlerweile schaltet der Hersteller gegen Gebühr Extras frei: Die aktive Spurführung (20 Euro pro Monat oder 829 Euro einmalig), eine automatische Anpassung an nahende Geschwindigkeitslimits (20 Euro pro Monat oder 829 Euro einmalig), eine optimierte elektrische Servolenkung (329 Euro einmalig) und der Reichweitenmanager (11 Euro pro Monat oder 419 Euro einmalig) sind für das Elektroauto Taycan verfügbar. Zudem gibt es den Komfortzugang (30 Euro pro Monat oder 1.329 Euro einmalig) und Matrixlicht (36 Euro pro Monat oder 1.479 Euro einmalig). Die Extras lassen sich im Connect Store freischalten.
Risiken bei Extras gegen nachträglichen Aufpreis
Auch überschaubare Gebühren können sich bei einer Vielzahl mietbarer Funktionen im Auto summieren. Die laufenden Kosten des Autos können drastisch steigen, wenn Kunden viele Extras nachbuchen. Schon mehrere Kleinigkeiten können so teuer sein wie die Fahrzeugversicherung. Das ist vor allem dann kritisch, wenn es, wie bei der erweiterten Hinterachslenkung von Mercedes, keine nachträgliche Kaufoption, sondern nur die Miete gibt.
Auch beim Gebrauchtwagenkauf drohen Schwierigkeiten. Womöglich hat der Verkäufer eine Funktion nur gemietet und nicht gekauft. Er ist zwar generell rechtlich verpflichtet, auf Abonnements und laufende Kosten hinzuweisen. Ein daraus resultierender Rechtstreit bedeutet aber für beide Parteien eine Belastung. Denn das Phänomen ist noch so neu, dass es gesetzlich nicht einwandfrei geklärt ist.
Die Autohersteller riskieren derweil, dass Hacker ihre Systeme ausnutzen. Software-Profis könnten Freischaltungen von Extras günstiger anbieten. Einige Hacker kündigten bereits an, die Systeme knacken zu wollen. Das wiederum bedeutet ein Risiko für Autobesitzer, die solche Angebote wahrnehmen. Hier ist die rechtliche Lage ebenfalls uneindeutig: Der gängige „ECU-reflash“, bei dem Tuner durch Eingriff ins Steuergerät manchen Autos beträchtliche Mehrleistung entlocken können, ist ein legales, weitverbreitetes Angebot. Im Zweifelsfall erlischt hier nur die Garantie. Ob sich das auf Auto-Abos übertragen ließe, müssen erst noch die Gerichte klären.
Sind Miet-Extras im Auto die Zukunft?
Trotzdem kann sich die Miete von Ausstattung im Auto lohnen. Bei einer kurzen Nutzungsdauer von nur einem Jahr kostet die Sitzheizung bei BMW 120 Euro, 270 Euro weniger als beim Kauf. Für vier kalte Monate kostet sie 68 Euro. Einige Hersteller bieten für kurze Zeiträume zudem kostenlose Testversionen an und nutzen die digitalen Nachrüstungen geschickt zur Imagebildung. Während der letztendlich nur angebliche Vorstoß von BMW in Südkorea negativ ankommt, verkauft Tesla die künstlich verknappte Akku-Kapazität des Basis-Modells klug: Als im Jahr 2017 ein Wirbelsturm auf die USA zusteuert, schaltet der Hersteller den Kunden im Risikogebiet kostenlos die größere Reichweite frei.
Die Möglichkeit, Functions on Demand zu buchen, kann den Wert von Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt steigern. Laut dem Forschungsunternehmen Promotor sind Kunden bereit, pro 1.000 Euro zubuchbarer Sonderausstattung 180 Euro mehr für ein zwei Jahre altes Fahrzeug zu zahlen. Zudem können Händler die Ausstattung eines Gebrauchtwagens beim Weiterverkauf an die Wünsche des Kunden anpassen.
Für die Hersteller ist es vor allem ein interessantes Geschäftsfeld. Sie können dauerhaft mit einem Bauteil, einer Funktion oder einem Service Geld verdienen, statt es nur einmal zu verkaufen. Theoretisch verdient ein Extra bei jedem Besitzerwechsel Geld. Wohin die Entwicklung gehen kann, skizzierte VW im Jahr 2022: Der Hersteller will langfristig seine Fahrzeuge mit Technik für autonomes Fahren ausrüsten. Die Funktion selbst gibt es dann zur Miete, eine Stunde kostet 7 Euro. Tesla macht es in den USA wie immer vor, für autonome Fahr-Features: 99 Dollar monatlich um den „Autopilot“ Spurhalteassistenten freizuschalten, noch einmal weitere 199 Dollar pro Monat für „Full Save Driving Capability“ – eigentlich Level 3 autonome Fahrfeatures.
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Titelbild: Audi
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